Gutenstein-Formation

Im unteren Anis gelangte die sehr einheitliche dunkle Kalkfazies der Gutensteiner Schichten zur Ablagerung. Diese dünnschichtigen, teils schwarzen Kalke weisen auf Grund ihres hohen Bitumengehaltes auf ein Bildungsmillieu mit stark eingeschränkter Wasserzirkulation und anoxischen Bodenwasserbedingungen hin.
Gegen das Hangende wird dieses Schichtglied heller; daraus stammen Funde von Balatonites balatonicus.

Quelle:Historische Geologie, Peter Faupl, Wien Facultas 2000

Der Gutensteiner Kalk ist charakterisiert durch seine dunkle, fast schwarze Farbe, von der sehr stark die weißen Kalzitadern abstechen.
Bestimme Varietäten enthalten mm-große Kügelchen von Hornstein ("Kugelkalk"). Normalerweise ist er dünn geschichtet, wobei die dünne Schichtung auf Beläge oder dünne Lagen von tonigen Schiefern zwischen den Kalklagen zurückzuführen ist. Dieses dünnschichtige Gesteinsgefüge bewirkt eine Neigung zu intensiver Faltung, wobei oft typische Spitzfalten auftreten, die zumindest teilweise auf gravitative Gleitfaltung während der Sedimentation bei leichter Hangneigung hinweisen. Die Fazies ist die eines untiefen Beckens außerhalb oder zwischen den Plattformen der Steinalmfazies.
Die Mikrofauna in Dünnschilffen ist nicht sehr formenreich, es überwiegen Radiolarien, Ostracoden, gelegentlich dünne Schälchen, Spiculen oder Echinodermenreste. In bestimmten Schichten treten gehäuft Brachiopoden auf ("pelsonische Brachiopodenbank"). Crinoidenstielglieder (Dadocrinus gracilis) sind in bestimmten Niveaus nicht selten anzutreffen. Ammoniten erlauben eine weitere Feingliederung der Guttensteiner Kalke.
Die Mächtigkeit der Guttensteiner Kalke reicht von 50m bis maximal 250m.
Charakteristisch ist das Auftreten von Flourit in Klüften des Guttensteiner Kalkes, allerdings gibt es dieses Mineral auch bereits in dunklen Kalken der Reichenhall-Formation.
Wenn Abweichungen von typischem, dünn gebankten Gutensteiner Kalk durch Zunahme der Bankdichte eventuell durch Hellerwerden in der Farbe erfolgen, wie dies etwas beim Annaberger Kalk der Fall ist, so ist dies auf eine Zunahme von Material aus den seichten Karbonatplattformen zurückzuführen.
Reichenhall-Formation, Steinalmkalk und Gutensteiner Kalk sind eine Schichtengruppe, die nicht nur die bajuvarischen und tirolischen Deckeneinheiten gemeinsam haben, sondern in dieser Form auch im Juvavikum vertreten sind.

Quelle: Geologie der österreichischen Bundesländer NÖ,Godfrid Wessely, Geologische Bundesanstalt, Wien 2006