Losenstein-Formation

Als Ausdruck einer stärkeren tektonischen Aktivität in der höheren Unterkreide und tieferen Oberkreide kam es zur Bildung von Senkungszonen (Einmuldungen) mit erheblicher Subsidenz im Bereich der heutigen vorderen Kalkalpenzone. Es begann die Ablagerung der Losenstein - Formation, die zum Teil auf bereits verstellten ältere Schichten transgredierte.
Der Hauptteil der Losenstein-Formation ist auf wenige tiefe Muldenzonen beschränkt, die sich aber längs des gesammten Bajuvarikums Niederösterreichs erstrecken (WAGREICH 2001).
Das Gesteinsmaterial besteht aus grauen Mergelsteinen, die oft siltig sind. Weit häufiger sind jedoch Sandsteine mit Turbiditcharakter, gradierungen und diverse Sedimentmarken sowie Brekzien u.a. mit Exotica, "Rosinenmergel" (=Mergel mit diffusen Gerölleinschlüssen) und nicht zuletzt Olistholithe, wobei entlang des gesammten Streifens der Losenstein-Formation immer wieder ganze Blöcke bis zu Verbänden von Jura- und Triasgesteinen samt "Höfen" von Brekzien eingeglitten sind.
Stratigraphische Einstufungen (KOLLMANN, 1968) erfolgen vor allem mit den Foramiferengruppen Hedbergella, Rotalipora, Epistoma etc., womit Unteralbium bis Unter-Cenomanium nachgewiesen ist. Dem entspricht auch die Ammonitenfauna.
Karbonatisch- klastische Einschaltungen führen Orbitolinen. Die Herkunft der Exotika, die sich neben Quarzen und Quarziten bis Quarzkonglomeraten aus basischen bis sauren Ergussgesteinen, Metamorphiten, Lyditen etc. zusammensetzten, ist nach WAGREICH (2001) aus damals nördlich befindlichen Bereichen abzuleiten, die dem Kalkalpin vorgelagert waren und später überschoben wurden. In den Schwermineralspektren dominiert Zirkon, Chromspinell ist weiterhin stark präsent.

Quelle: Geologie der österreichischen Bundesländer NÖ,Godfrid Wessely, Geologische Bundesanstalt, Wien 2006


Mit den Losensteiner Schichten (Alb-Untercenoman) begann die klastikareiche synorogene Sedimentation.
Die Losensteiner Schichten umfassen graue, siltige Tonmergel, Sandsteine und Konglomerate mit Flyschcharakter. Die Konglomerate setzten sich aus kalkalpinem und "exotischem" (kalkalpenfremden) Material zusammen.
Die kalkalpinen Gerölle belegen, dass Teile der kalkalpinen Schichtfolge bereits wieder der Abtragung anheimgefallen sind. Die Sandsteine führen viel detritischen Dolomit.
Bei den Exotika handelt es sich um Gneise, Granite, saure und basische Vulkanite, Serpentine und detritischen Chromspinell.
Dieses exotische Material wurde von dem am Nordrand des Ostalpins während der Kreide entstandenen Akkretionsteil ("Rumunischer Rücken") angeliefert.
In diesem, über der Subduktionszone gelegenen Akkretionskeil, hatten sowohl randliche Elemente des Ostalpins als auch hochgeschürfte (obduzierte) südpenninische Ophiolithkörper eine tektonische Mengung erfahren.
Während die Schichtfolge im Tiefbajuvarikum (Allgäudecke, Frenkenfelser Decke) mit den Losensteiner Schichten endete, lief die synorogene Sedimentation in anderen Elementen der Kalkalpen (Cenoman-Randschuppe, Lunzer/Lechtaldecke) weiter und es wurden auch neue Sedimentationsbereiche miteinbezogen.

Quelle:Historische Geologie, Peter Faupl, Wien Facultas 2000