Neben der kontinentalen Permfazies kam es bevorzugt im Bereich der
höheren tektonischen Dekeneinheiten der Kalkalpen (z.B Juvavikum) im
Oberperm zur Ausbildung einer feinklastisch-salinaren Fazies, die unter
dem Begriff Haselgebirge zusammengefasst wird. Es handelt sich um die
wichtigsten Steinsalz-, Gips-, und Anhydritvorkommen der Alpen.
Die Meerestransgression ging von der Tethys aus und stand in keiner
direkten Verbindung zum Zechsteinmeer. Da diese salinaren Ablagerungen
auf Grund ihrer hohen plastischen Verformbarkeit als basales
Schichtglied in den Kalkalpen einen guten Gleithorizont bei der
Deckentektonik bildeten, liegen sie heute als evaporitsche Melange vor.
Im Zuge dieser tektonischen Mengung gelangten auch fremde
Gesteinskomplexe in das Haselgebirge, unter anderem auch Gesteine, die
von Ozeanbodenabfolgen (Ophiolithen) herstammen, wie Ozeanbodenbasalte,
Gabbros und Serpentinite, die Zeugnis für die Existenz des Tethysozeans
geben.
Die alpinen Salzlagerstätten im Haselgebirge sind im Salzkammergut
verbreitet, und wurden dort bereits in prähistorischer Zeit abgebaut.Bekannt sind die Salzbergbaue von Bad Ischl, Altaussee, Hallstatt, Hallein-Berchtesgarden und Hall in Tirol.An Gips/Anhydritabbauen seien die Hinterbrühl/Mödling, Preinsfeld/Alland, Pfennigbach/Puchberg und Grundlsee genannt.
Quelle: Historische Geologie, Peter Faupl, Wien Facultas 2000 S.108
Während im Bajuvarikum die Schichten des „Permoskyth“ fehlen, da sie
vermutlich bei der Überschiebung abgeschert wurden, wird die Basis der
mittleren und höheren Kalkalpen von Ablagerungen des „Permoskyth“
gebildet.
Im Südabschnitt der Kalkalpen liegt das Perm als „Verrucano“ vor und
transgrediert auf der Grauwackezone in Form der Prebichl-Formation.
Ein weiterer Haupttyp des Perm besteht aus einer Folge von grünen,
violetten und grauen Tonschiefern, z.T. quarzitisch und aus Folgen von
grauen, rhythmisch angeordnetem Anhydrit und Dolomit mit untergeordnet
schwarzen Tonschiefern. Anhydrit ist an der Oberfläche zu Gips
umgewandelt.Der Gips ist grau gefärbt, kann aber auch rötliche oder
orangerote Färbung haben.In wenigen Fällen ist eine Vergesellschaftung mit Steinsalz ausgebildet.Ein
Charakteristikum dieses „Haselgebirges“ ist seine brekziöse
Beschaffenheit, wobei verschieden große, meist kantige Komponenten aus
Ton und Gips in einer Matrix aus Ton und feinem Zerreibsel schwimmen.Einer Deutung als tektonische Brekzie steht die einer sedimentären Herkunft gegenüber.Durch
Auslaugung von Gips im Untergrund bilden sich häufig untertags
Hohlräume, die in weiterer Folge einstürzen, wodurch die typischen
Krater bzw. „Gipstrichter“ entstehen.
Während die klastischen Sedimente des Verrucano einem wüstenartigen
Ablagerungsraum entstammen, wobei an aride Flussebenen mit fluviatilen
und äolischen Sedimenten zu denken ist, sind die Evaporite in
ausgedehnten seichten Eindampfungswannen und Lagunengürteln mit
periodischer Gezeitenaktivität entstanden. Im heißen Klima verdunstete
das immer wieder eindringende Meerwasser rasch. So herrschten in diesem
„Sabkha“-Enviroment hypersalinare Bedingungen, wie sie heute z.B entlang
der arabischen Seite des Persischen Golfes anzutreffen sind (Abu
Dhabi).Außer krustenbildenden Algen in Dolomitlagen sind in diesen Gesteinen kaum fossile Organismenreste enthalten.Einzig Sporen sichern das permische Alter des Sediments ab.Mit
Hilfe von Schwefelisotopen lassen sich alpine Evaporite
unterschiedlicher stratigrafischer Stellung voneinander unterscheiden.Die Verbreitung der klastischen permischen Gesteine hat auf der Südflanke der Kalkalpen ihren Schwerpunkt.Die Evaporitfazies nimmt sowohl ober Tage, als auch in Bohrungen im gesammten Kalkalpenkörper breiten Raum ein.
Quelle: Geologie der österreichischen Bundesländer NÖ,Godfrid Wessely, Geologische Bundesanstalt, Wien 2006Weitere Literatur:
Neue Beiträge zur Datierung von Evaporiten des Ober-Perm, Wilhelm Klaus
mit Beiträgen von E.Pak, Carinthia II, 164./84. Jahrgang S.79-85,
Klagenfurt 1974
Sedimentologisch-Fazielle
Analyse tektonisierter Evaporitserien- Eine Fallstudie am Beispiel des
alpinen Haselgebirges (Permosyth, Nördliche Kalkalpen) Ch.Spötl, Bern, Geol.Paläont. Mitt. Innsbruck, ISSN 9378-6870, Bd.15, S.59-69, 1988